Donnertropf


Eine Darmatonie gehört zu den häufigen Problemen bei Intensivpatienten, bedingt durch Immobilität, Medikamente und unphysiologischer Ernährung. Das Problem zu kontrollieren stellt sich meist als schwierig dar, wobei einige bewährte Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Grundsätzlich gehört dazu, schon frühzeitig zu enteralisieren, auch um eine bakterielle Durchwanderung der Darmwand und eine Sepsis zu vermeiden. Eine frühe Mobilisation, soweit möglich, sollte genauso erfolgen wie eventuelle andere krankengymnastischen Therapieoptionen. Physikalische Hilfsmittel (Einläufe) bieten sich ebenso an wie letztlich auch medikamentöse.

Zu den bewährten medikamentösen Optionen gehört auch der sogenannte Donnertropf.

Bestandteile


Der Donnertropf besteht aus den Bestandteilen

Metoclopramid (z.B. Paspertin 2ml/10mg Amp.)
Dexpanthenol (z.B. Panthenol 2ml/500mg Amp.)
Neostigmin (z.B. Prostigmin 1ml/0,5mg Amp.)
und eine entsprechende Trägerlösung (Ringer, physiologische Kochsalzlösung, G5%) mit einem Volumen von 500ml.

Zusammensetzung


Der Donnertropf wird zusammengestellt aus jeweils 6 Ampullen der oben aufgeführten Bestandteile und der Trägerlösung.

6 Amp. Metoclopramid (12ml/60mg)
6 Amp. Dexpanthenol (12ml/3g)
6 Amp. Neostigmin (6ml/3mg)

Gesamtvolumen: 530ml

Applikationszeit: 40-80ml/h, (entspricht ca. 6-13 Stunden)

Wirkungsweise


Die einzelnen Bestandteile sollen alle direkt oder indirekt den Darmtonus beeinflussen.

Metoclopramid wirkt einerseits antiemetisch, andererseits fördert es die Magen-Darm-Passage. Dies geschieht zentral über die Antagonisierung von Dopamin- und Serotonin-Rezeptoren (D2, HT3) sowie wohl auch peripher über eine Stimulation der Serotonin4-Rezeptoren (HT4). Die exakte Wirkweise scheint noch nicht abschließend ausfgeklärt und belegt worden zu sein.

Neostigmin hemmt die Cholinesterase und dadurch auch die Spaltung des Acetylcholins, einem Botenstoff des parasympathischen Systems. Dadurch erhöht sich das Angebot von Acetylcholin an die Rezeptoren, wodurch parasympathisch auch die Darmmotilität gesteigert wird. Natürlich wirkt Neostigmin nicht nur am Darm sondern bewirkt auch eine Bradykardie, eine Bronchialobstruktion, Schweißausbrüche, erhöhter Speichelfluß sowie möglicherweise Übelkeit, Erbrechen.

Als Antidot kann hier Atropin eingesetzt werden, da es als kompetitiver Antagonist an Cholinozeptoren wirkt, Acetylcholin also vom Rezeptor verdrängen kann.

Dexpanthenol ist der wohl umstrittenste Partner in dem Trio. Es gehört zu den wasserlöslischen B-Vitaminen und soll eine wichtige Rolle bei der Zusammensetzung von Acetylcoenzym A und Cholin zu Acetylcholin spielen. Bestätigt ist diese These nicht, ebenso wenig gibt es aussagekräftige Studien über die Wirkung dieses Stoffes. Zitat: „Die Indikationen aus dem Bereich der Gastroenterologie sind negativ beschieden worden, da die vorliegenden Daten in den Studien unzureichend sind und der Wirksamkeitsnachweis nicht erbracht werden konnte.“. Aus diesem Grund wird es den klassischen Donnertropf in der bewährten Form nicht mehr geben.

Dennoch muß man den Donnertropf nicht ganz aufgeben. Die anderen Bestandteile haben ja ebenso eine Wirkung auf die Darmmotilität, es fällt halt nur der umstrittenste Partner weg.

Anwendung und Kontraindikationen



Als Anwendungsgebiet kommt die postoperative Darmatonie sowie der paralytische Illeus in frage. Auf keinen Fall sollte diese Mischung bei einem mechanischen Ileus angewendet werden! Vor der Therapie sollte eine Elektrolytstörung als Ursache für Darmatonien ausgeschlossen werden.

Alternativen


Medikamentöse Alternativen sind:

Ceruletid (Takus)
Erythromycin



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